Eine kurze Geschichte der Freimaurerei
Nach der Ketzerverfolgung, dem Hexenwahn und den Religionskriegen, die Europa bis zum Ende des 17. Jahrhunderts aufgewühlt hatten, breitet sich unter den Menschen guten Willens eine tiefe Sehnsucht nach einer brüderlichen Gesellschaft aus. In der Auseinandersetzung mit der scholas-tischen Philosophie des Mittelalters formuliert der englische Aufklärer John Locke (1632-1702) seine Toleranzgedanken.
Das wahre Wesen Gottes ist der menschlichen Erkenntnis entzogen. Folglich ist jeder Streit hierüber müßig. Hieraus folgte für Locke die Forderung nach Toleranz.
Der Staatsrechtler und Philosoph David Hume (1717-1776) stellte den mönchischen Tugenden des Mittelalters die neuen bürgerlichen Tugenden der Humanität, des Wohlwollens und der Freundschaft gegenüber.
Diese Gedanken finden bereits im 17. Jahr-hundert Eingang in einige schottische und englische Bauhütten (englisch: lodges = Logen), als sie aufgeklärte Bürger und Adelige als fördernde Mitglieder (accepted masons = angenommene Maurer) annahmen.
In diesen Logen verbinden sich erstmals Menschen über religiöse, politische und soziale Grenzen hinweg zu einer Bruderschaft. Sie leiten damit eine Entwicklung ein, die zu einer allmählichen Umwandlung von Bauhütten zu Gemeinschaften führt, die das Bauhandwerk aufgegeben haben und einen geistigen Bau ausführen wollen, zu dem der Dom- und Tempelbau das symbolische Muster darstellt. Aus alten Dokumenten ist ersichtlich, dass die Loge den Steinmetzen als Arbeits- und Versammlungsraum diente. Ihre Gebräuche waren ihrer Zunft angemessen, wozu auch karitative Verpflichtungen für Invalide, Witwen und Waisen gehörten.
Die Loge wird so zu einem Hort für Toleranz, Brüderlichkeit sowie für freies Denken und Forschen.
Dieser Umwandlungsprozeß wird 1717 mit der Gründung der ersten Großloge der Freimaurer in London besiegelt. Damit sind die Freimaurerlogen zu Gesellschaften geworden, in denen ein einheitlicher Glaube nicht mehr Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist. Dies gilt auch für die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand, einer bestimmten Rasse oder einer bestimmten politischen Partei.
Auch in Deutschland breitet sich die Freimaurerei rasch aus. Schon 1743 wird in Hamburg mit der "Absalom" die erste deutsche Loge gegründet.
Im NS-Staat werden die Logen bekämpft, ihre Mitglieder bedrängt, bis in Deutschland schließlich 1935 alle Logen verboten wurden. Bereits 1949 schließen sich in der Frankfurter Paulskirche 174 Logen wieder zur Vereinigten Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland zusammen.
Heute gibt es in der Welt über 34.000 Logen mit mehr als 3 Millionen Mitgliedern.